Commodore A1060

Der Brücken-PC

Zugegeben, um eine Brückenkarte handelt es sich bei der A1060, liebevoll Sidecar, also Beiwagen genannt, beim besten Willen nicht. Sie funktioniert aber mit der gleichen Soft-ware (Janus) und basiert auf der gleichen technologischen Grundlage (128 kB Dual-Port-RAM). Es lassen sich alle oben ange-führten Aussagen auch auf sie übertragen. Die A1060 ist nicht nur eine Brückenkarte, vielmehr ist sie ein nahezu kompletter PC im eigenen Gehäuse. Es fehlt genaugenommen nur die Anschlussmöglichkeit für eine Tasta-tur. Sie wurde in Braunschweig entwickelt, da dort sehr viel Erfahrung in der Produktion von IBM-kompatiblen Computern vorhanden war und stellt den Ausgangspunkt der Brücken-kartenentwicklung dar.

ACHTUNG
Die A1060 darf nur NACH dem A1000 eingeschaltet werden, da der Amiga sonst beschädigt werden könnte. Daher verfügt sie über ein durchgeschliffenes Stromkabel, das unbedingt am A1000 angeschlossen werden sollte. Dadurch startet das Pärchen in der richtigen Reihenfolge!

A1060 Sidecar

Prozessor
Als Prozessor kommt wie beim Ur-XT ein Intel 8088 zum Einsatz, der genau wie im Original mit 4,77 MHz getaktet ist. Als Unterstützung kann auch eine 8087er FPU eingebaut werden.

Arbeitsspeicher
Die A1060 wurde anfangs mit gerade mal 256 kB Arbeitsspeicher ausgeliefert, der allerdings auf 512 kB on Board erweitert werden konnte. Die letzten Beiwagen sind wohl auch gleich mit 512 kB verkauft worden. Dieser Speicher lässt sich mit Hilfe einer ISA-Speicherkarte auf 640 kB erhöhen, was ich jedem Nutzer nur empfehlen kann.

BIOS
Die PC-Grundfunktionen sind in einem 16 kB-großen XT-BIOS abgelegt. Nach längerer Recherche bin ich auf folgende BIOS-Versionen gestoßen:

VersionRelease-DatumTeilenummer
2.0508/25/86380619-02
2.0603/17/87380619-03
2.0705/25/87380619-04
A1060 BIOS-Versionen

Diskettenlaufwerke
Die A1060 ist ja quasi in einem eigenen PC-Gehäuse beheimatet. In diesem wurde im Auslieferungszustand ein Chinon F-502 LII 5,25″ DD Laufwerk verbaut. Bei späteren Modellen kam sicherlich auch das Chinon FZ-502 zum Einsatz. Wichtig ist, dass ein nicht-verdrehtes Kabel verwendet wird, da die Laufwerkszuweisung (A:, B:, …) über die entsprechenden Jumper am Diskettenlaufwerk (DS0:, DS1:, …) erfolgt. Auch an der A1060 lassen sich externe Laufwerke betreiben. In diesem Fall stimmt auch der Plural, da der Beiwagen bis zu vier Diskettenlaufwerke verwalten kann.

Sonstige Einbaumöglichkeiten
Die A1060 bietet in ihrem Gehäuse nicht nur Platz für ein Diskettenlaufwerk, es können auch bis zu drei 8bit-ISA-Steckkarten verbaut werden. In meinem Fall handelt es sich um eine Speichererweiterung um 128 kB auf 640 kB, eine 8bit-VGA-Karte sowie eine SCSI-Filecard. Ähnlich wie in den Amigas selbst, wird hier häufig ein Festplattencontroller und eine passende Festplatte (bei der A1060 wohl meist MFM) auf einer Steckkarte verbaut. Durch Verwendung der Janus-Software erhält der A1000 eine Festplatte, indem neben der MS-DOS-Partition auch eine Amiga-Partition eingerichtet wird. Diese ist zwar nicht autoboot-fähig, aber immerhin!

Handbuch
Das Handbuch ist mir nur in deutscher und englischer Sprache bekannt, wobei ich von letzterem nur ein PDF vorliegen habe.

Die notwendigen Einstellungen habe ich in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst.

A1060 Handbuch
BlockSchalterBeschreibungEinstellungVerhalten
SW11BootverhaltenOFF
ON
Boot
Systemdiagnose
2FPUOFF
ON
installiert
nicht installiert
3, 4Größe des ArbeitsspeichersON – ON
OFF – ON
ON – OFF
OFF – OFF
128 kB
256 kB
512 kB
640 kB
5, 6Standard-VideoausgabeON – ON
OFF – ON
ON – OFF
OFF – OFF
keine Ausgabe
CGA 40×25
CGA 80×25
MDA 80×25
7, 8Anzahl DiskettenlaufwerkeON – ON
OFF – ON
ON – OFF
OFF – OFF
1
2
3
4
SW21monochrome DarstellungOFF
ON
B0000-B1FFF auf dem Interface belegt
B0000-B1FFF auf externer Videokarte
2CGA-DarstellungOFF
ON
B8000-BFFFF auf dem Interface belegt
B8000-BFFFF auf externer Videokarte
3, 4Adresse des Dual-Port-RAMOFF – ON
ON – OFF
ON – ON
A0000 – AFFFF
D0000 – DFFFF
E0000 – EFFFF
A1060 Einstellungen der beiden DIP-Blöcke

Geschwindigkeit und Tuning
Die A1060 hält genau, was sie verspricht. Unter Norton SI 4.5 schafft sie einen Vergleichswert von 1.0 zum Ur-XT von IBM. Es gibt anscheinend eine Umbaumöglichkeit auf 8 MHz, leider liegt mir keine Anleitung dazu vor. Zumindest lässt sich aber die 8088 CPU gegen eine etwas leistungsfähigere NEC V20 tauschen, die bei gleichem Takt ein paar Prozent schneller sein sollte.

Revisionen
Der Beiwagen ist immer aus zwei Platinen aufgebaut, zum einen der eigentliche PC und zum anderen die Schnittstellenkarte, die die Verbindung zum Amiga 1000 herstellt. Zumindest von letzterer könnte es mehrere Versionen gegeben haben.

A1060 Mainboard
A1060 Schnittstellenplatine