PC-kompatibel – warum eigentlich?

Der kompatible Urknall erfolgte am 12, August 1981. IBM, bisher nur als Hersteller von schrank- bzw. zimmergroßen Großrechnern bekannt, kündigte einen kompakten PC für den Bürogebrauch an. Der neue kleine Computer, der auf den Namen IBM PC 5150 hörte, revolutionierte Schritt für Schritt den gesamten digitalen Mikrokosmos.

Ausgestattet mit einer Intel 8088 CPU (16-bit intern, 8-bit extern), die mit 4,77 MHz getaktet wurde (4/3 der Farbträgerfrequenz des NTSC-Standards) bot er auch eine Möglichkeit für einen mathematischen Coprozessor 8087. Die anfangs sehr spartanische Speicherausstattung von 16 oder 64 kB RAM wurde recht schnell auf 256 kB und später auf 640 kB erweitert. Als Massenspeicher kamen sog. Mini-Disketten mit 5,25 Zoll zum Einsatz. Diese boten boten, wie bei 5,25 Zoll DD Disketten im PC üblich, bis zu 360 kB Speicherplatz. Ab 1983 konnte der Computer auch mit einer 10 MB großen MFM-Festplatte gekauft werden.

Als Betriebssystem wurde anfangs PC-DOS 1.0 verwendet. Eine damals sehr kleine Softwareschmiede aus Redmond legte damit den Grundstein für ihr eigenes digitales Imperium. Microsoft, bis dahin eher bekannt als Lieferant für die Basic-Programmiersprache oder sog. CP/M-Softcards für den Apple II, nutzte die Chance und etablierte PC-DOS, allgemein bekannt als MS-DOS, auf dem Markt.

Beide zusammen, IBM und Microsoft, sorgten für den überragenden Erfolg der IBM-PC-Plattform.

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Der Siegeszug der kompatiblen Plattform war letztlich aber ein Dorn im Auge der Firma IBM. Da die PCs aus Standardbauteilen zusammengesetzt waren und Microsoft das Betriebssystem nicht exklusiv an IBM lizensierte, waren Nachbauten relativ einfach möglich. Nur das BIOS selbst war durch ein Copyright geschützt und musste auf legalem oder nicht wirklich legalem Weg kompatibel nachgebaut werden. Dies erkannten nicht nur die damaligen Branchenriesen Compaq, Commodore, HP oder Olivetti. Vielmehr waren es die IBM-Klone aus Fernost, die zu einer großen Verbreitung der Plattform beitrugen. Durch den modularen Aufbau mit Erweiterungskarten, erlebte die Plattform eine recht schnelle Evolution durch neue Grafikstandards, Soundkarten, etc. Da auch die Intel-CPUs sich sehr schnell weiterentwickelten (80286, 80386,…) erreichte die Plattform eine solche marktbeherrschende Position, dass nicht-kompatible Computer letztlich nur noch als Homecomputer oder für Nischenanwendungen verkauft werden konnten.

Microsoft Flight Simulator (1982)

Was heißt nun aber IBM- bzw. PC-kompatibel? Es gab hier keine offiziellen Tests oder Zertifizierungen. Per Definition reicht es aus, dass für den IBM-PC geschriebene Programme auf dem entsprechenden System ausführbar sind. Letztlich kristallisierte sich der Microsoft Flight Simulator (1982) als wichtiges Kriterium heraus. Diese Software enthielt viele Zugriffe auf das BIOS des Rechners und war nur lauffähig, wenn diesen BIOS 100 % kompatibel zum originalen IBM BIOS war.

IBM-kompatibel war zu einem Verkaufsargument, ja zu einem Gütesiegel geworden. Schließlich wurde für diese Plattform u. a. sehr viel Standardsoftware für den Unternehmensbereich entwickelt. Aus diesem Grund bemühten sich die Anbieter von nicht-kompatiblen PCs das Ausführen von Programmen der IBM-Plattform in irgend einer Art und Weise auch auf den nicht-kompatiblen Computern zu ermöglichen. Eine Möglichkeit war es, die notwendige Intel-CPU per Software zu emulieren. So gab es für die Commodore Amiga-Plattform den Transformer (Amiga A1000) und später PC-Task, PC-Ditto für den Atari ST, SoftPC bzw. SoftWindows für die Macs und den PC Emulator für den Acorn, um nur einige zu nennen. Diese Emulation in Software war aber auf allen Plattformen eine sehr langsame Angelegenheit und konnte somit nur sehr eingeschränkt den Anforderungen gerecht werden. Als Lösung wurden Erweiterungen entwickelt, die zumindest die kompatible CPU (und ggf. noch viel mehr) als Gast in das vorhandene System integrierten – die PC-Emulatoren in Hardware entstanden.